Unter der Leitung der Mannheimer Ökonomin Professorin Michèle Tertilt hat sich ein internationales Forschungsteam die Auswirkungen von Corona auf die Beschäftigung von Frauen und Männern genauer angeschaut.
Bei den Untersuchungen kam heraus, dass die Corona-Pandemie besonders große Auswirkungen auf Berufe in den Bereichen Gesundheit, Gastronomie und Tourismus hat. Die Kontakteinschränkungen machen die Arbeit mit anderen Menschen in vielen Branchen schlicht unmöglich. Dies seien insbesondere Berufe, die von Frauen ausgeübt werden. Hinzu kommen die derzeitigen Schließungen von Kitas und Schulen. Viele Frauen können dadurch ihren Tätigkeiten teils nicht nachkommen, da sie noch immer stärker in die Kinderbetreuung und den Haushalt eingebunden sind. Besonders starke Auswirkungen hat die Schließung der Bildungseinrichtungen zudem auf Alleinerziehende.
Somit hat die wirtschaftliche Krise laut der Studie im Gegensatz zu der Finanzkrise insbesondere Auswirkungen auf Frauen.
Das Forschungsteam sieht dennoch eine positive Entwicklung, die sich für Frauen aus der Krise ergeben könnte. Viele Menschen nutzen erstmals die Möglichkeiten des Homeoffices und Unternehmen haben in Technologien investiert, die auch künftig die Arbeit aus den eigenen vier Wänden attraktiv machen.
Besonders Männer befinden sich derzeit im Homeoffice, während ihre Frauen ihren Jobs in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Supermärkten nachgehen, weil sie Vorort unentbehrlich sind. Der Frauenanteil in den systemrelevanten Berufsgruppen liegt bei knapp 75 Prozent. Somit sind Männer deutlich stärker in den Haushalt eingebunden und Väter übernehmen in vielen Haushalten die Kinderbetreuung zu fast 100 Prozent. In den USA sind 10 Prozent der Familien von diesem plötzlichen Rollentausch betroffen. In Deutschland geht Tertilt ungefähr von der gleichen Anzahl aus.
Die ganze Studie können Sie hier einsehen: Gender Equality
Damit sich jedoch eine positive Änderung aus der Krise ergibt, muss laut der feministischen Autorin Laura Späth noch etwas getan werden: Frauen müssen Forderungen stellen. Rollenbilder sind ein gesamtgesellschaftliches Phänomen und bereits seit Jahrhunderten etabliert. Die Corona-Krise hat jedoch sichtbar gemacht, welche Arbeit Frauen unbezahlt oder unterbezahlt leisten. Daher sei laut Späth jetzt der Zeitpunkt gekommen, um bessere Bezahlung und auch bessere Bedingungen zu fordern.